Was dich in Kashgar erwartet

In diesem Artikel bekommst du einen Eindruck davon, was ich in Kashgar erlebt habe. Meine China-Reise 2012 führte mich in diese faszinierende Region. Mittlerweile hat sich vermutlich vieles verändert. Vielleicht können dir meine Erfahrungen dennoch dabei helfen, eine Idee von dieser wundervollen Stadt zu bekommen.

Auf meiner ersten Reise durch China war Kashgar (findet man in einigen Reiseführern auch als Kaxgar) unser Hauptziel. Die Stadt bietet sehr viele Möglichkeiten die Kultur der Uiguren und die umliegende Natur zu entdecken.

Kashgar hat aktuell noch eine wunderschöne Altstadt, die mich manchmal an die alten Indiana Jones Filme erinnert hat. Leider muss diese verwinkelte Innenstadt nach und nach moderneren Bauten weichen.

Dennoch gibt es in der Oasenstadt viel zu entdecken: Handwerkerstände, Brote, die im Boden gebacken werden, weitere lokale Gerichte (oft mit Lamm) und leckere Getränke, Gewürz- und abgedrehte Heiler-Stände. Schau dir die Bilder an: Wer nutzt schon Schlangen, Skorpione oder Seepferdchen für die Hausapotheke?

In dieser lebendigen Stadt gibt es so viel Eindrücke zu sammeln, dass man gar keine Sehenswürdigkeiten abgrasen muss. Darauf haben wir auch weitestgehend verzichtet. Das Einsaugen der uigurischen Kultur hat genug Inspirationen geliefert. Natürlich gibt es aber auch weniger schöne Plätze in Kashgar. Der Viehmarkt zählt für mich dazu.

Der Viehmarkt in Kashgar

Laut Reiseführer zählt der Markt zum Pflichtprogramm in der Stadt. Alle Bauern und Hirten der Umgebung feilschen hier um Pferde, Esel, Kühe, Ziegen und Schafe. Du wirst ein turbulentes Treiben erleben in einer dreckigen und staubigen Atmosphäre. Für mich war der Umgang der Marktteilnehmer mit den Tieren sehr abstoßend. Die Tiere werden so eingepfercht, dass sie zum Teil gar nicht den Boden berühren konnten. Kühe wurden mit aller Gewalt von den LKWs gezogen, sodass sie zuerst mit den Beinen auf die Kante der Ladefläche knallen und anschließend mit dem Gesicht im Dreck landen. Allein der Aufenthalt hier liefert eigentlich genug Gründe für einen vegetarischen Lebensstil.

Als Besucher musst du aufpassen, dass die Tiere auf den vorbeifahrenden Fahrzeugen dich nicht mit Urin oder anderen Auswürfen treffen. Genauso muss man achtgeben, dass die Tiere am Wegesrand einen nicht treffen oder man in eine “Pfütze” bzw. in einen Fladen tritt.

Den Viehmarkt in Kashgar kann ich also nicht empfehlen. Wer es dennoch wagt, sollte auf alle Fälle an festes Schuhwerk und einen guten Sonnenschutz denken. Man ist mehrere Stunden der prallen Sonne der Wüste ausgesetzt. Mich hat dieser Tag ohne Kopfbedeckung mit einem ausgeprägten Sonnenstich belohnt. Noch ein Tipp für die Rückfahrt: Wahrscheinlich wirst du kein Taxi vor Ort bekommen. Spreche daher einfach einen Einheimischen an, der zurück in die Innenstadt fährt. Für etwas Kleingeld nehmen sie dich gern mit.

Nach dem Viehmarkt sind wir noch zum Sonntagsmarkt gefahren. Der Name ist allerdings irreführend. Der Markt hat jeden Tag geöffnet. Wer Asia-Märkten in Europa nichts abgewinnen kann, der kann diese Station locker überspringen.

Uiguren und Han-Chinesen

Nirgendwo anders sind mir die Unterschiede Chinas so deutlich aufgefallen wie in Kashgar. Die Uiguren sind hier in der Mehrzahl. Sie unterscheiden sich in allen kulturellen Belangen von den Han-Chinesen: Sprache, Küche, Kleidung und sogar eine eigene Zeitrechnung. Uns wurde erklärt, dass die Uiguren die Chinesen in erster Linie als Besatzungsmacht wahrnehmen. Diese Wahrnehmung wird auch durch das Stadtbild bestätigt, wo wir viele Militärpolizisten mit Maschinengewehren gesehen haben. Außerdem sind die großen Straßen mit auffällig vielen chinesischen Fahnen dekoriert und eine große Mao-Statue protzt im Zentrum der Stadt.

Sobald wir Uiguren auf Mandarin ansprachen, wurden wir sehr unhöflich behandelt. Das finden wir sehr schade, liegt aber wohl an einer längeren Geschichte. Wir waren ja froh, dass einer von uns etwas Mandarin gesprochen hat. Mit Englisch kamen wir (wie fast überall in der Volksrepublik) nicht sehr weit.

Für mich war der Aufenthalt in Xinjiang viel zu kurz, um mir ein Bild von der Lage zu machen. Schließlich hört man nicht nur nach Peking gerichtete Vorwürfe. Von uigurischer Seite werden auch regelmäßig Terroranschläge verübt, so dass ich hier für keine Seite Partei ergreifen kann. Wer mehr zum Thema wissen und sich ein eigenes Bild zur politischen Situation machen will, kann sich bei Google informieren.

Fazit

Kashgar ist eine wunderbare Stadt zum Kennenlernen der uigurischen Kultur. Außerdem kann man von hier aus seine Touren zum Shipton’s Arch oder über den Karakorum Highway starten. Wenn du im Westen von China unterwegs bist, solltest du dir ein eigenes Bild von der Lage vor Ort verschaffen! In der Innenstadt von Kashgar findest du übrigens eines der schönsten Hostels, das ich je gesehen habe: Das Kashgar Old Town Youth Hostel.

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Über den Autor

Hey, ich bin Francis – Weltenbummler, Blogger und Drohnenpilot. Seit Januar 2015 reise ich mit Bina um die Welt. Immer im Gepäck ist eine Kamera-Drohne, mit der wir die schönsten Plätze aus der Luft festhalten. Auf unserem Blog teilen wir mit dir die besten Tipps für deine nächste Reise. Hast du noch Fragen zu diesem Artikel? Dann schreibe uns doch in den Kommentaren!

Diskussionen zum Thema

  • Jürgen | 25.09.2020

    Hallo Francis, toller bericht über Kashgar

  • Francis Profilbild Hexagon
    Francis | 14.10.2020

    Hallo Jürgen,
    vielen Dank für deinen Kommentar! Leider liegt meine Reise nach Kashgar schon eine ganze Weile zurück und ich weiß nicht, wie sich die Provinz inzwischen entwickelt hat. Was man über die Medien mitbekommt, scheint ja viel in Bewegung zu sein…
    Beste Grüße,
    Francis

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