Ein faszinierender Tag bei den Orang-Utans im Semenggoh Wildlife Centre auf Borneo
Urlaub in Malaysia | 0 Kommentare Letzte Aktualisierung am 29.04.2020
Wir wollten unbedingt mal einen Orang-Utan in freier Wildbahn sehen. Dafür sind wir nach Borneo geflogen und haben gleich am ersten Tag das Semenggoh Wildlife Centre besucht. Wie du die Orang-Utans an diesem wunderbaren Ort sehen kannst, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Schon seit über 20 Jahren leben im Semenggoh Naturreservat Orang-Utans, die verwaist aufgefunden oder aus illegaler Gefangenschaft befreit worden sind. Durch jahrelanges Training werden die Orang-Utans auf das Leben in der Wildnis vorbereitet. Das Trainingsprogramm wurde mittlerweile in das Matang Wildlife Center verlegt. Doch das Programm hat in Semenggoh zu dem Erfolg geführt, dass eine Gruppe halbwilder Orang-Utans den Wald bevölkert und sich fortpflanzt.
Die “Absolventen” des Trainingsprogrammes werden allerdings noch zwei Mal täglich von Rangern gefüttert, weil es nicht immer genug Früchte im Wald gibt, um alle Orang-Utans zu ernähren. Die gute Nachricht: Du kannst diese Fütterungen beobachten! Täglich von 9-10 Uhr und 15-16 Uhr bekommen die zotteligen Wesen Kokosnüsse, Ananas und Bananen präsentiert.
Die Anfahrt zum Semenggoh Wildlife Centre
Die nächstgelegene Stadt ist Kuching, in der du am beste übernachtest. Damit du rechtzeitig zur Morgenfütterung ankommst, musst du zeitig aufstehen, um den ersten Bus zu schaffen. Von der Jalan Masjid in Kuching pendelt der City-Public-Link-Bus K6 jeden Tag um 7.15, 10.15, 13.00 und 16.45 Uhr für nur drei Malaysische Ringgit zum Orang-Utan-Rehabilitationszentrum.
Der Bus hält direkt vor dem Eingang. Dort kaufst du dein Ticket (Erwachsener 10 RM, Ermäßigt 5 RM) und läufst die Straße entlang bis zum Informationszentrum.
Mit etwas Glück, kannst du unterwegs schon die ersten kleinen Tiere entdecken. Unseren Weg kreuzte ein großer Hundertfüßer. Ich versuchte ihn von der gefährlichen Straße zu retten, doch er kam immer wieder zurück. Hoffentlich wurde er nicht von den etlichen Autos überfahren. Wenn du per Taxi anreist, kannst du dir nämlich den Fußweg sparen und dich direkt bis zum Informationszentrum fahren lassen.
Das Semenggoh Wildlife Centre
Da du sicher noch etwas Zeit hast, bis die Fütterung beginnt, kannst du dich an Schautafeln über die hier lebenden Orang-Utans informieren.
Insgesamt leben 19 Orang-Utans im Semenggoh Wildlife Centre. Die meisten Tiere wurden schon in einem sehr jungen Alter zwischen ein bis fünf Jahren nach Semenggoh gebracht. Viele Orang-Utans wurden entweder durch Vollstreckungsbeamte nach den Bestimmungen der Wildschutzverordnung konfisziert oder von Menschen übergeben, die mittlerweile wissen, wie wichtig es ist die vom Aussterben bedrohten Arten zu schützen.
Schon 1975 wurde das Semenggoh Wildlife Centre gegründet, um diese wilden Tiere zu rehabilitieren. Erst wenn die Pfleger sich sicher sind, dass die Orang-Utans für sich selbst sorgen können, werden sie zurück in die Wildnis in komplett geschützte Gebiete freigelassen. Die „Absolventen“ werden gut überwacht, um sicherzustellen, dass sie bei guter Gesundheit sind und gut zurechtkommen.
1996 gab es den ersten Nachwuchs und seitdem wurden immer mehr Jungtiere geboren. Mittlerweile ist Semenggoh mehr ein „Freilassungsplatz“ als ein Rehabilitationszentrum.
Allerdings bietet der 653 Hektar große Wald nicht genug Früchte an für alle Orang-Utans, sodass immer noch täglich Futter in den Wald gebracht wird, um die Ernährung zu ergänzen. Die Tiere haben so großen Appetit, dass die Früchte des Waldes pro Quadratkilometer nur für einen Orang-Utan reichen würden. Im Vergleich zu Wäldern in der Nähe von Sümpfen und Flüssen sind es normalerweise bis zu sieben Tiere pro Quadratkilometer.
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Ob die Orang-Utans zu den Fütterungen kommen, kann niemand garantieren bzw. vorhersagen. Übrigens lässt sich nicht sagen, ob du am besten die Fütterung am Morgen oder am Nachmittag einplanen solltest. Ich kann dir empfehlen, einfach beide anzuschauen!
Die Morgenfütterung
Spätestens kurz vor neun solltest du dich die letzten Meter bergab zur ersten Plattform begeben. Ein Parkarbeiter gibt eine kleine Einführung. Dieser solltest du wirklich zuhören, selbst wenn die ersten Orang-Utans schon in der Nähe sind. Obwohl sie zahm und sanft wirken, sind die Orang-Utans wilde Tiere. Du bist nicht in einem Zoo! Die Orang-Utans laufen frei herum.
Wenn du einen Affen fütterst oder ihm zu nah kommst, kann er dich beißen, dich mit seinen starken Händen packen, deinen Körper mit seinen langen Fingernägeln kratzen oder dich anderweitig schwer verletzen. Folge deshalb immer den Anweisungen der Wächter, füttere niemals die Tiere, halte immer Abstand und provoziere sie nicht. Passe auf dich selbst auf und halte dich immer an die Vorgaben:
- Leise sein
- Blitz ausschalten
- Kein Essen und Trinken dabeihaben
- Keinen Müll liegenlassen
- Verhindern unter Bäumen zu stehen, auf denen Orang-Utans sind
- Mindestens sechs Meter Abstand halten
- Keine Stative verwenden, da sie von den Orang-Utans für Waffen bzw. Blasrohre gehalten werden
- Keine Kinderwagen oder Rollstühle
Um neun Uhr bringt einer der Mitarbeiter einen Korb mit Früchten und verteilt sie an der ersten Fütterungsplattform. Ab nun heißt es leise sein. Knapp 50 Leute warteten mit uns und schauten gespannt in den Dschungel. Es dauerte nicht lang, bis wir etwas Orangefarbenes durch die Lüfte schwingen sahen. Eine Orang-Utan-Dame und ihr Nachkomme seilten sich langsam die Bäume herab. Sie schnappten sich einige Früchte und kletterten schnell ein paar Meter zurück. Kurze Zeit später wackelte es in den Büschen und ein weiterer Orang-Utan erschien. Es war ein unglaubliches Gefühl, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.
Nach einiger Zeit wiesen uns die Wächter darauf hin, dass nun auch die Fütterungsplattform im Wald geöffnet wäre und Orang-Utans gesichtet wurden. Ein Trampelpfad führte uns dorthin. Und tatsächlich! Eine weitere Orang-Utan-Dame und ihr Nachwuchs kamen, um genüsslich die Früchte zu fressen.
Ein Männchen und eine weitere Mutti mit Kind kamen herbei. Faszinierend, wie sie die Seile entlang kletterten. Wir hatten richtig viel Freude beim Zusehen und wollten gar nicht mehr weg.
Der Entschluss zu bleiben
Wir fanden die Orang-Utans so mitreißend, dass wir entschieden, zur Nachmittagsfütterung wiederzukommen. Doch bevor wir das Gelände verließen, schauten wir uns ein weiteres Informationsgebäude an. Hier kannst du alles nachlesen, was du über die Tiere und das Rehabilitationsprogramm wissen solltest. Ein freundlicher Mitarbeiter bewacht den Raum und ist sehr offen gegenüber neugierigen Fragen.
- nur auf den Inseln Borneo und Sumatra zu finden sind? Schätzungsweise leben 30.000 bis 50.000 Orang-Utans in der Wildnis. Die Population in Borneo wird zwischen 12.500 und 20.000 geschätzt, wovon nur 2.000 bis 2.500 in Sarawak in den geschützten Gebieten auf einer Fläche von 250.000 Hektar leben.
- über 45 Jahre alt werden? Die Weibchen werden in ihrem Leben normalerweise drei bis vier Nachkomme haben.
- als Kind mit hellbraunem Gesicht geboren werden? Mit steigendem Alter wird es immer dunkler bis dunkelbraun.
- mehr als 95% der gleichen DNA wie wir Menschen haben? Sie sind unsere nähsten Verwandten.
- aufgrund ihrer rot-orangenen Haare auch die „Roten Affen“ genannt werden? Das Fell hilft ihnen sich im Wald zu tarnen. Das von den Männchen ist besonders lang und wächst bis zu 45 cm über die Schultern und Arme.
- doppelt so lange Arme wie Beine haben? Die ausgestreckten Arme eines Männchens können bis zu 2,4 Meter weit sein.
- 4-mal stärker als Menschen sind? Sie können für längere Zeit kopfüber an Ästen hängen, um Früchte zu sammeln und zu genießen.
- tagsüber 60% der Zeit mit der Essens- und Futtersuche verbringen?
- die unterschiedlichsten Pflanzen essen, jedoch Früchte bevorzugen? Es wurde ebenfalls beobachtet, dass sie Knospen, Blüten, Sprossen, Rinden, Wurzeln und andere Pflanzenteile neben Vogeleiern, Spinnen, Termiten, Ameisen, Pilzen und Honig zu sich genommen haben.
- einen Kehlbeutel haben? Mit diesem können sie Töne erzeugen, die durch den Dschungel schallen. Männchen nutzen das, um untergeordnete Männchen von sich fern zu halten.
- am Boden normalerweise auf ihren Fäusten und nicht auf Knöcheln laufen?
- jeden Tag ein neues Nest bauen? Diese befinden sich 12 bis 18 Meter über Grund und bestehen aus Ästen und Zweigen. Nur wenn es wenig Baumaterial oder viel Futter in der Nähe gibt, machen sie eine Ausnahme und benutzen das Nest der letzten Nacht erneut.
- die meiste Zeit auf den Bäumen 6 bis 30 Meter über Grund verbringen?
- in der Wildnis einsame Wesen sind? Männchen leben normalerweise immer alleine und kommen nur zum Paaren mit Weibchen zusammen.
Etwas fragwürdig war das Krokodil-Gehege vor dem Haus. Auf kleiner Fläche werden hier riesige Krokodile gehalten. Warum, konnte ich nicht herausbekommen.
Da das Semenggoh Wildlife Centre nur von 08.00 bis 12.00 Uhr und dann erst wieder von 14.00 bis 16.30 Uhr geöffnet hat, musst du das Gelände über die Mittagszeit verlassen.
Der Busfahrer wusste nicht, dass wir uns dagegen entschieden haben, zurück nach Kuching zu fahren und wartete auf uns vor dem Eingang. Das war ganz gut, denn uns war nicht bewusst, dass es ringsum nix zum Mittagessen gibt. Für ein Ringgit nahm er uns mit in die nächste Stadt. Hier gibt es einen Food-Court und ein kleines, überschaubares Einkaufzentrum, wo du dir die Zeit totschlagen kannst.
Kurz vor zwei kommt er dann am vereinbarten Treffpunkt vorbei und nimmt dich wieder mit nach Semenggoh. Da das Ticket den ganzen Tag lang gültig ist, brauchst du am Eingang kein neues kaufen und kannst direkt zum Informationszentrum laufen.
Die Nachmittagsfütterung
Schon bevor einer der Wächter die wichtigen Anweisungen erklären konnte, tauchten vor der Fütterung die ersten Orang-Utans in den Bäumen auf. Schnell wurde der Weg abgesperrt, da auch einige Tiere aus der Richtung des Informationszentrums näher kamen. Ein Mitarbeiter bittete uns alle heran. Leider konnte er sich nicht so durchsetzen und die Wichtigkeit der Anweisungen rüberbringen, wie der Mann am Vormittag.
Auch wenn du die Vorgaben schon von morgens kennst, höre ruhig nochmal zu. Bei uns gab es etliche Besucher, die die Orang-Utans interessanter fanden. Verständlich! Aber anstatt leise zu sein, redeten sie laut, telefonierten nebenbei und lachten bei jeder kleinen witzigen Bewegung der Tiere. Mir erschien das alles etwas respektlos und wie im Zoo. Statt sich das Futter selbst von der Plattform zu suchen, warfen die Wächter einem Orang-Utan-Männchen Kokosnüsse hoch, welche er mit einem lauten Knall am Baumstamm zerbrechen lies und dann genüsslich futterte. Das war herrlich zu beobachten, richtig wild erschienen mir die Tiere allerdings nicht mehr.
Wirklich gefesselt haben mich schließlich die große alte Orang-Utan-Dame Seduku und ihr Nachwuchs Ganya. Seduku ist mit 45 Jahren die Älteste. Sie wurde frei gelassen nachdem sie ihren Rehabilitationskurs nach 17 Jahren beendet hatte. Mittlerweile ist sie Mutter von drei Nachkommen und mit am häufigsten bei den Fütterungen zu sehen.
Nachdem Seduku genug gefressen hatte, kam sie mit einer Kokosnuss in unsere Richtung gelaufen. Die Mitarbeiter stürmten herbei und passten auf, dass sie uns nicht zu nah kam. Gemütlich lief sie die Straße hinauf Richtung Parkplatz. Ganz fasziniert liefen wir ihr hinterher. Plötzlich hörte ich es aus den Bäumen seltsame Töne, die immer verzweifelter klangen. Ein Mitarbeiter erklärte mir, dass es Ganya, ihr jüngster Sohn ist. Auch wenn er schon acht Jahre alt ist, wird er immer bei seiner Mutter gesehen. Da er sich nicht auf die Straße traut, versuchte er seiner Mami in den Bäumen zu folgen. Das Winseln wurde immer stärker und man konnte richtig seine Angst spüren. Er weinte und fürchtete sich, dass seine Mutter ihn zurücklässt.
Auf dem Parkplatz angekommen, sprang er von den Bäumen und rannte zu seiner Mutter. Es war so herzlich zu sehen, wie sehr er sich freute und die beiden sich glücklich umarmten, bevor sie gemeinsam im Wald verschwanden. Mit mehr als 95% der gleichen DNA wie wir Menschen sind die Orang-Utans unsere größten Verwandten. In diesem Moment wurde mir das richtig bewusst.
Wo ist Ritchie?
Wir gingen zurück und schauten noch schnell bei der Fütterungsplattform im Wald vorbei. Wir hofften, noch Richie sehen zu können, fanden jedoch nur zwei Orang-Utans, die sich langsam auf den Rückweg machten.
Ritchie, 35 Jahre alt und benannt nach seinem Retter James Ritchie (ein Journalist), ist der „Big Boss“ im Semenggoh Wildlife Centre. Orang-Utans sind die größten, auf Bäumen lebenden Säugetiere. Die ausgewachsenen Männchen sind viel größer als die Weibchen und können bis zu 100 Kilo schwer werden. So einen Brocken hätten wir schon noch gern zu Gesicht bekommen. Doch auch die Mitarbeiter wussten an diesem Tag nicht genau, wo sich Ritchie gerade aufhält. Vermutlich gibt es für ihn genug Futter im Wald.
Selbst ohne Ritchie war unser Tagesausflug nach Semenggoh ein einzigartiges Erlebnis, dass ich dir nur ans Herz legen kann. Zurück nach Kuching kannst du wieder den Bus nehmen. Achte jedoch darauf, dass du nicht zu spät kommst. Genaugenommen hat der Bus feste Fahrzeiten und kann nicht ewig auf jeden Einzelnen warten.
Ich nutzte die Rückfahrt, um glücklich durch die Fotos auf unserer Kamera zu scrollen. Was für ein erlebnisreicher Tag!